Reformstau im 15. Jahrhundert?
Kirche und Welt vor der Reformation
Der Kirchenschatz verkürzt das Fegefeuer
Raimundus Peraudi: Articuli abbreviati der Kreuzzugsbulle Innozenz’ VIII. (Rom, 11. Dezember 1488); Mainz: Schöffer, um 1489–90; Herzog August Bibliothek, Ältere Einblattdrucke 17 (lateinisch) und 18 (deutsch)
Kardinal Raimundus Peraudi, Bischof von Saintes und Gurk (1435-1505) war derjenige Theologe, der im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts die Lehre vom Ablass dahingehend verfeinerte, dass den armen Seelen der Verstorbenen im Fegefeuer aus dem „Kirchenschatz“ Hilfe und Verkürzung ihrer Strafen zukommen konnten. Wer mit dem Ablass einen Beichtbrief (Confessionale) erwarb, konnte unmittelbar vor seinem Tod (in mortis articulo) von allen Sünden losgesprochen werden und damit sicher sein, in die himmlische Seligkeit einzugehen.