ISCHGVLDIMAS // EVANGELIV
PER WISVS MET=//TVS, SVRINKTAS DALIMIS ISCH // DAVGIA PASTILLV,
TAI EST // ISCH PASTILLAS NICVLAI HE=//MINGY, ANTONY CORVINI,
IO=//ANNIS SPANGENBERGI, MAR=//TINI LVTHERI, PHILIPPI // MELANTHONIS,
IOANNIS // BRENTY, ARSATY, SCHO=//PER, LEONARDI KVLMA[N]=//NI
IODOCY WILICHI // IR ISCH KIT=//TV.
Papier, 299 Bl., 32,7 x 21 cm, Schriftspiegel
26,5/28 x 15/17 cm, 1573 - 1574, Cod. Guelf. 11. 2 Aug. 2°
Auslegung der Evangelien durch das ganze Jahr,
stückweise ausgewählt aus mehreren Postillen, d. h.
aus der Postille Niculai Hemingy, Antony Corvini, Ioannis Spangenbergi,
Martini Lutheri, Philippi Melanthonis, Ioannis Brenty, Arsaty
Schoper, Leonardi Kulmanni, Iodocy Wilichi und aus anderen.
Das handschriftliche Unikat der Litauischen Postille ist die erste
bisher bekannte litauische Predigtsammlung. Sie stellt einen der
umfangreichsten litauischen Texte des 16. Jahrhunderts dar und
zugleich den ersten zusammenhängenden handschriftlichen Text.
Das Manuskript gilt als eine der wichtigsten Quellen der litauischen
Sprach-, Kultur- und Kirchengeschichte. Die evangelische Postille
umfasst 72 Predigten über Sonn- und Festtagsperikopen für
ein gesamtes Kirchenjahr und ist in zwei Teile geteilt: 29 Predigten
für den Zyklus von Advent bis Ostern (f. 1r - 150v) und 41
Predigten für den Zyklus von Ostern bis Advent mit zwei zusätzlichen
Predigten (f. 151r - 295v).
Der vermutlich in Königsberg angefertigte Holzeinband ist
mit blindgepresstem dunkelbraunem Kalbsleder bezogen und hat zwei
Messing-Schließen. Der Buchschnitt ist rot gefärbt.
Auf dem Vorderdeckel sind der Name des litauischen Pfarrers von
Georgenburg Johannes Bielauk
(lit. Jonas Bylaukis, ca. 1540 - 1603) und das Bindungsjahr
1574 eingepresst. Die Hauptschrift der Postille ist eine humanistische
Kursive mit Elementen der gotischen Kursive. Die auf Deutsch geschriebenen
Einwürfe sind in gotischer Kursive gehalten. Die Handschrift
hat neben den Reklamanten durch Buchstaben in alphabetischer Folge
bezeichnete Lagensignaturen. Sie sind später als der Text
selbst, kurz vor der Bindung entstanden. Vom Anfang bis f. 198
hat jede Lage zwei Doppelblätter (Binio [II]). Beginnend
mit f. 198 bis zum Ende des Manuskripts besteht eine Lage aus
vier Doppelblättern (Quaternio [IV]).
Auf dem Titelblatt in der Mitte steht die Inschrift Pirma Dallis
- "Erster Teil". Der erste Teil hat damit keinen eigenen
Titel. Der zweite Teil fängt an mit dem Titel: TRVMPI A PRASTI
// ISCHGVLDIMAI EVAN=//GELIV SCHWEN=//TV NOG WELI=//KV IK ADVEN=//TA.
// ANTRA DALLIS. (f. 151r) - Kurze oder einfache Auslegungen
der heiligen Evangelien von Ostern bis Advent. Zweiter Teil.
Auf dem Titelblatt ist das Autograph des litauischen Pfarrers
von Szitkehmen Michael Sappun
aus Bartenstein (ca. 1553 - 1630) zu sehen. Er war ein späterer
Besitzer und Benutzer der Postille. Die Inschrift auf dem Titelblatt
unten in der Mitte stellt die abgekürzte Signatur "1
[...] 2 Ms" dar.