4. (Kat.Nr. 9)
Hieronymus Brunschwig: Liber pestilentialis de venenis epidimie.
Das buch der vergift der pestile[n]tz das da gena[n]t ist der
gemein sterbent der Trüsen Blatren.
[Straßburg]: Johann Grüninger 1500. [4], 26 Bl., Ill.;
2°.
Signatur: 456.17 Theol. 2° (2)
Wie der Straßburger Wundarzt Brunschwig
(1450-1512) in zahlreichen seiner Veröffentlichungen immer
wieder betonte, war es ihm ein besonderes Anliegen, in seinen
Werken Ratschläge und praktische Anleitungen für den
medizinischen Laien zur Selbstbehandlung zu geben. Dazu gehörte
auch ein Ratgeber zur Prophylaxe und Therapie der Pest, deren
schreckliches Wüten er aus eigener Anschauung mehrmals erlebt
hatte (Bl. AIIv). Brunschwigs Pestbuch ist im Unterschied zu vielen
anderen Seuchenschriften seiner Zeit mit zahlreichen Holzschnitten
illustriert, die - wie seit dem Spätmittelalter üblich
- das religiöse Moment der Seuchen betonen, zum Teil aber
auch medizinische Aspekte veranschaulichen.
Als medizinische Erkennungszeichen der Pest galten laut Brunschwig
fünf charakteristische Merkmale: zunächst sei hohes
Fieber und Schüttelfrost zu bemerken, in der Folge "stinckender
athem", auch "grosser durst und drückne des munds".
Das vierte Symptom sei starkes Herzklopfen, schließlich
ist "das v. zeichen [...] daß eym menschen erschynen
drüsen oder geschwer an dem halß/ hynder den oren/
und den armen oder an den beynen by dem gemecht" (Bl. VIv).
Aufgeschlagen: Abb. Bl. Aiir: Ärzte am Krankenbett.
Der Kranke, dessen Oberkörper unbekleidet zu sehen ist, weist
keine spezifischen äußeren Krankheitsmerkmale auf.
Die Innenfläche der rechten Hand hält er nach oben und
mit der linken Hand zeigt er an die rechte Achselhöhle. Man
wird diese Darstellung als einen Hinweis auf die typischen Pestbeulen
deuten. Einige Jahre vorher verwendeten Brunschwig und sein Straßburger
Verleger Grüniger diese Abbildung jedoch auch schon in seinem
Handbuch der Chirurgie von 1497 in anderem Zusammenhang.