Rundgang

 

 

 

 

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16. (Kat.Nr. 34)

Adam von Lebenwaldt: Land- Stadt- Und Hauß-Artzney-Buch/ In welchem angezeigt ... wird/ wie man denjenigen Kranckheiten/ welche ein gantzes Land oder mehr Oerther anstecken/ so dann durch Contagion und Anklebung anderweitig fortgepflantzt und ausgebreitet werden. Nürnberg: Lochner 1695. [14] Bl., 720 S., [17] Bl., 3 Ill.; 2°.
Signatur: Xb 4° 40

Aufgrund des zunehmenden Gewichts, das man der "Ansteckung" beimaß, gehörte die Isolierung der Erkrankten in speziellen Einrichtungen zu den akuten obrigkeitlichen Seuchenvorkehrungen in vielen Städten. Für die Leprösen hatten solche Orte schon seit dem Mittelalter Tradition, seit dem 15. und 16. Jahrhundert wurden entsprechende Häuser für Syphilis- und Pestkranke eingerichtet.
In seinem monumentalen Werk über die ansteckenden Krankheiten widmete der steirische Arzt Adam Lebenwaldt (1624-1696) einen Abschnitt auch der Einrichtung und Ordnung solcher Lazarette. Aufgrund der gängigen Ansteckungstheorien war darauf zu achten, daß solche Häuser "im gerauem fryen Feld/ wo Gutter gesunder Lufft/ den die Wind durchstreichen können/ und ein fliessendens/ nicht sumpfig- oder stickendes Wasser ist" gebaut werden (S. 87). Das Lazarett sollte nach Möglichkeit so voneinander getrennte Räume enthalten, daß die Vermischung der Luft dort nicht möglich sein könne. Auch bei der Ausrichtung der Fenster seien wegen des Einfalls von Mondschein und des Windes bestimmte Vorschriften zu beachten. Mit der Verwaltung wurden eigens Lazarett-Vater, -Mutter und -Mägde beauftragt. Erstere hatten sich u.a. zu kümmern um die Einhaltung strengster Quarantänemaßnahmen und die Kontrolle des Krankheitszustands der Patienten. Den Dienstmägden hatte man Aufgaben übertragen, die den wegen der Ansteckungsgefahr heiklen unmittelbaren Kontakt mit den Erkrankten erforderten, u.a. die Reinigung der Räume, das Anreichen von Speisen und Getränken, schließlich das Ankleiden der Verstorbenen.

Aufgeschlagen: Falttafel: Entwurf eines Pesthauses von Malachias Geiger, den Lebenwaldt als Vorbild für eine geeignete Anlage seinem Werk beigab. Der Münchener Stadtarzt Geiger (1606-1671) hatte diesen nie verwirklichten Entwurf für die Stadt München 1649 im Druck veröffentlicht. Zentral ein großer Innenhof mit Friedhof und einer von allen Seiten einsehbaren Kapelle, darum eine nach außen geschlossene Anlage, von einem Graben umgeben, die getrennte Aufenthaltsbereiche enthält: "um und um mit Gängen/ durchlufftigen Zimmern/ Kammern/ Krancken-Bettern heimlichen Abtritten in das Wasser gehend/ welches/ wo es seyn kann/ um und um fliessen solle". Im Innenbereich von der Anlage separierte Häuser für Teile des Personals und die Versorgungsgüter.

 
 

 

© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel 2005