10. (Kat. Nr. 21)
Matthias Händel: Christlich Leichgedächtniß
Sieben frommer Geschwister/ Welche Anno Christi 1626. zur Zeit
der Pest ... diese Welt gesegnet. Lüneburg: Stern 1628. [32]
Bl.; 4°.
Signatur: 270.1 Theol. (4)
Leichenpredigten, eine vorwiegend im lutherischen
Protestantismus vom 16.-18. Jahrhundert verbreitete Schriftengattung,
sind weniger als reine Literaturgattung, denn als "wissenschaftlich
ernstzunehmende Quellengattung" (Rudolf Lenz) zu bewerten,
auch in Hinblick auf die Seuchengeschichte.
Die Leichenpredigt auf den Pesttod der sieben Geschwister Schererz
schildert den Verlauf der Krankheit und die Sterbezeit in einer
Lüneburger Familie während eines schweren Seuchenausbruchs
1626.
Aufgeschlagen: Bl. Hiv-Hiir: "Trostrede
der verstorbenen Kinder an Ihre Eltern". Ein ergreifendes
Trostgedicht schließt die Leichenpredigt ab. Es läßt
die didaktische Absicht des Seelsorgers erkennen, den Eltern eine
Bewältigungshilfe gegen den unvorstellbaren Schmerz zu geben,
den Tod beinahe aller ihrer Kinder erleben zu müssen. Der
Tod verliert hier als Erlösung von den Plagen des weltlichen
Lebens - Pestilentz, Hunger und Krieg - seinen Schrecken, folgerichtig
rufen die Kinder ihre Eltern zu:
"Schickt Euch nur fein/ und kommet bald
In diesen schönen Reyen [...]
Die Wohnung ist Euch schon bereit/
Kompt: Und Gott ewig preiset".