In der Summe stellt sie die wohl bedeutendste private Handschriften-
kollektion dar, welche sich im 17. Jahrhundert nördlich der Alpen finden lässt. Die Sammlung enthält kostbare Raritäten, die für die Überlieferung antiker und mittelalterlicher Klassiker von größter Bedeutung sind. Erstmalig wurden zerstreute Teile der ehemaligen Gudischen Sammlung und wichtige Dokumente über ihre Geschichte präsentiert.
Einer glücklichen Konjunktur und dem scharfsinnigen Engagement von Gottfried Wilhelm Leibniz verdanken wir, dass die meisten mittelalterlichen Handschriften aus der Bibliothek Marquard Gudes (1635-1689) von Herzog Anton Ulrich von Braunschweig-Lüneburg im Jahr 1710 erworben wurden. Die Sammlung der Gudischen Handschriften in der Herzog August Bibliothek besteht gegenwärtig aus 478 Bänden und enthält wichtige Exemplare, die für die Überlieferung antiker und mittelalterlicher Klassiker von größter Bedeutung sind.
Auf seinen Reisen in Frankreich, Deutschland und Italien konnte Gude mehr als 10.000 Handschriften und Drucke erwerben, so dass seine Bibliothek schon im 17. Jahrhundert als Schatz bezeichnet und mit größter Bewunderung betrachtet wurde. Die Reise eröffnete ihm die Chance, Kontakte mit Wissenschaftlern in Italien und Frankreich zu knüpfen, Bibliotheken und private Sammlungen zu besuchen. Gude konnte so auf die Suche nach den Klassikern gehen und in der Tradition seiner illustren Vorgänger regelrecht nach unbekannten Codices mit erhofften besseren Textvarianten „jagen“. Für den Aufbau einer entsprechenden Handschriftensammlung profitierte Gude von Verkäufen von Buchhändlern und aus alten kirchlichen Bibliotheken, wie zum Beispiel San Giovanni da Verdara in Padua, von Geschenken von Gelehrten, wie in Neapel oder Mailand, später auch von Auktionen. Ebenso wichtig war es für ihn, unbekannte Handschriften mit klassischen Autoren zu vergleichen, die Varianten aufzulisten oder die Handschriften, die sich noch in Kloster- oder Kathedralbibliotheken befanden, abzuschreiben. Dafür benutzten gelehrte Philologen wie Gude auch gedruckte Ausgaben, in die sie wertvolle Anmerkungen und Lesearten eintrugen.