Die erste Serie behandelt über 40 europäische Herrschaftsgebiete; die zweite umfasst 15 Bändchen über außereuropäische Reiche und Länder; eine dritte nimmt sich der Reichsstädte an. Darüber hinaus gibt es eine Parodie und ein Plagiat dieser staatenkundlichen Publikationen. Insgesamt umfasst das Korpus über 70 Titel, die ausnahmslos anonym herausgegeben wurden.
Die Beschäftigung mit diesem Material erfolgt unter verschiedenen Gesichtspunkten: Zum einen bietet es Aufschluss über die Beschreibungsmuster und Beurteilungskriterien politischer Herrschaft im frühen 18. Jahrhundert, denn die Bände thematisieren sowohl Elemente der interaktionsbasierten Fürstenherrschaft als auch des behördlich organisierten Institutionenstaats.
Zum zweiten lassen sich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Wahrnehmung und Bewertung europäischer und nicht-europäischer Herrschaftssysteme aufzeigen, deren globale Vernetzung vorausgesetzt wird. Verstörend wirkte etwa die unterstellte Unumschränktheit der monarchischen Macht in den außereuropäischen Reichen. Zum dritten ist es in wissens- und mediengeschichtlicher Perspektive bemerkenswert, dass aktuelle staatenkundliche und politische Informationen unter Verlagssteuerung als kommerzielle Waren in das marktförmige Mediensystem eingebracht wurden. Sie wurden vom universitären Nachwuchs in prekären Verhältnissen verfasst, gehörten aber nicht zur akademischen Gelehrtenliteratur; Einflussnahmen der Obrigkeiten können ebensowenig festgestellt werden. Bezugspunkt war offenbar die Nachfrage einer breiteren Öffentlichkeit.
Die Untersuchung der „Rengerischen Staaten“ bietet also Einblick in eine spezifische Phase des Übergangs und der Erweiterung des Diskurses über Herrschaft: von Fürstenherrschaft und Fürstengesellschaft hin zu Staatlichkeit und internationalem System; als Übertragung europäischer Normen auf außereuropäische Herrschaftssysteme; in der Öffnung staatenkundlicher Informationen und Konzepte für ein Publikum jenseits der Herrschaftseliten.
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Finanzierung: Haushalt
Laufzeit: Juli 2015 - Dezember 2025
Projektbeteiligte: Dr. Volker Bauer (Bearbeiter)