Wolfenbüttel, 06. November 2024
Mit sorgfältig gepressten Pflanzenproben aus Norddeutschland auf über 540 Seiten bildet das Herbarium mit der Signatur HAB Cod. Guelf.153 Noviss. 4°ein vielfältiges Spektrum an kultivierten und wildwachsenden Gräsern, Farnen und Blühpflanzen ab. Zwischen 1698 und 1704 wurde es von dem Theologen Georg Andreas Ruperti (1670–1731) angelegt, der als Hofprediger in London und in pietistischen sowie wissenschaftlichen Netzwerken tätig war. 2019 kam die Sammlung aus britischem Privatbesitz in die Herzog August Bibliothek (HAB).
Als frühe Bestandsaufnahme der Flora Norddeutschlands gewährt das Herbarium seltene Einblicke in die historische Pflanzenwelt und Artenvielfalt der Region und kann so auch Erkenntnisse zum Klimawandel in den vergangenen 300 Jahren liefern. Gleichzeitig steht es für die Verbindung von Naturkunde und Theologie im frühen 18. Jahrhundert und dokumentiert Rupertis Engagement in botanischen und pietistischen Netzwerken, die sich über Landesgrenzen hinweg erstreckten. Die konservatorische Sicherung und Digitalisierung dieses Werks sowie eine umfassende botanische Erschließung und Provenienzforschung sollen seine Bedeutung als Wissensspeicher für die historische Biodiversität und Gelehrtenkultur zugänglich machen.
Das dreijährige Projekt startete am 15. Oktober 2024 mit einem Kickoff-Meeting, an dem alle Projektpartner*innen teilnahmen. Die Kooperation vereint die HAB, das Institut für Pflanzenbiologie der Technischen Universität Braunschweig sowie das Zentrum für Klimaforschung Niedersachsen. Finanziert wird das Vorhaben durch das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur über die Förderlinien „Kulturelles Erbe“ und „Restaurierungs- und Konservierungsaufgaben in Landes- und Hochschulbibliotheken“ sowie durch die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz.
Bild: Herbarium Ruperti, um 1700 (HAB Cod. Guelf.153 Noviss. 4°), Foto: HAB