Im Mittelpunkt der Feierlichkeiten steht eine große Sonderausstellung zur Geschichte des Wissens und zur Kultur des Buches. In fünf Sektionen soll gezeigt werden, dass die Bibliothek nicht nur Speicher und Bühne des Wissens ist, sondern in besonderer Weise die Entstehung neuer Bücher bedingt und befördert hat. Die Geschichte der Bibliothek ist die Geschichte der Bücher, die aus ihr hervorgegangen sind. Kuratiert wird die Ausstellung von Hole Rößler, stellvertretender Leiter der Forschungsabteilung der HAB.
Als besonderes Exponat der Ausstellung wird das Evangeliar Heinrichs des Löwen und Mathildes von England, das einst teuerste Buch der Welt, zum ersten Mal seit 2015 wieder gezeigt. Darüber hinaus gehören die berüchtigte „Ehebrecherbibel“ und das Tintenfass von Martin Luther zu den herausragenden Schaustücken. Neben den historischen Objekten und Büchern werden auch Künstlerbücher aus der vergleichsweise jungen, aber bedeutenden Sammlung der HAB präsentiert.
„Wir haben Bücher“ wird anlässlich eines Festaktes am 5. April 2022 in der Augusteerhalle der Bibliotheca Augusta eröffnet. Peter Burschel, Direktor der HAB, wird neben dem Festredner Ulrich Raulff viele prominente Gäste begrüßen dürfen.
Besondere Aufmerksamkeit wird der HAB durch die Veröffentlichung eines Sonderpostwertzeichens durch das Bundesfinanzministerium zuteil. Eine Präsentation der Briefmarke, die bereits am 7. April erscheint, ist in der Wolfenbütteler Bibliothek geplant.
Im Sommer öffnet die Bibliothek ihre Türen für die breite Öffentlichkeit. Am Tag der offenen Tür, 2. Juli 2022, sollen informative und unterhaltsame Formate vielfältigste Einblicke in die HAB ermöglichen. Dazu gehören neben Führungen und Workshops unter anderem auch ein Wissenscafé und musikalische Begleitung.
In Kooperation mit der Gesellschaft der Freunde der Herzog August Bibliothek und der Dauer-Gedächtnis-Stiftung ist für den Herbst 2022 ein Konzert in Planung.
Neben den öffentlichen Feierlichkeiten gehören zu einem Bibliotheksjubiläum selbstverständlich Bücher. 2022 erscheinen begleitend zum Jubiläum einige neue Publikationen. Bereits im Erscheinen ist Peter Burschels „Die Herzog August Bibliothek. Eine Geschichte in Büchern“, Insel-Bücherei 1496, Insel Verlag. In der zweiten Jahreshälfte soll eine Sammlungsgeschichte der HAB im Hausverlag erscheinen sowie eine Publikation zur Künstlerbuchsammlung, mit einer Auswahl der Neuanschaffungen seit 2000.
Die »Bibliotheca Augusta« Herzog Augusts d. J. (1579–1666) begründete den weltweiten Ruhm der Wolfenbütteler Bibliothek. Seine Sammlung bildet nahezu unversehrt den kostbaren Kernbestand. Heute ist die Wolfenbütteler Bibliothek eine außeruniversitäre Forschungs- und Studienstätte für die europäische Kulturgeschichte des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Die Grundlage dafür bildet die Bibliothek, in der einzigartige Bestände bewahrt, erschlossen, erweitert und präsentiert werden. Handschriften, Inkunabeln, Drucke und Sondersammlungen wie graphische Blätter und Landkarten erlauben die nahezu unbegrenzte Erkundung europäischer Wissensbestände in ihren weltweiten Bezügen. Wissenschaftler*innen aus aller Welt bietet die Bibliothek optimale Bedingungen für ihre Forschung. National und international genießt sie eine hohe Reputation als unvergleichliche Sammlung, aber auch als innovative Bibliothek und Forschungsstätte. Die Wolfenbütteler Digitale Bibliothek stellt forschungsrelevante, besonders seltene oder häufig genutzte Teile des Altbestandes online zur Verfügung und bietet eine Infrastruktur für die Betreuung und Publikation digitaler Editionen.
Nach der Gründung des Landes Niedersachsen wurde die Herzog August Bibliothek Landesbibliothek. Unter den Direktoren Erhart Kästner (von 1950 bis 1968) und Paul Raabe (von 1968 bis 1992) entwickelte sie sich seit den 1960er Jahren zu einer modernen, auch nach außen hin strahlenden Bibliothek. Als „bibliotheca illustris“, wie Kästner formulierte, als »schöne« Bibliothek, ist sie seither nicht nur ein Zentrum der Forschung, sondern auch eine Stätte der Buchkultur, des anspruchsvoll gestalteten, gern und oft ausgestellten Künstlerbuches, ein Ort, der sich wie selbstverständlich zu einem kulturellen Zentrum für die Region entwickelt hat, an dem hochkarätige Konzerte, Vorträge und Lesungen stattfinden.