Am Montag, den 3. Juni 2024, 20.00 Uhr, trägt Susanne Maierhöfer anlässlich des 100. Todestages von Franz Kafka dessen Erzählung „Das Urteil“ vor.
Franz Kafka gehört nicht nur zu den bekanntesten Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts. Kaum ein anderer Schriftsteller hat sein Privatleben so stark mit seinen literarischen Arbeiten verflochten, kaum ein anderes Werk hat Kritikerinnen und Kritiker so sehr herausgefordert wie dasjenige des Versicherungsangestellten Kafka aus Prag. Die kurze Erzählung „Das Urteil“ aus dem Jahr 1913 war die zweite Veröffentlichung des damals unbekannten Schriftstellers. Schon mit der Widmung „für Fräulein Felice B.“ kündigte Kafka die Verflechtung von Literarischem und Privatem an.
Kafkas Briefe an seine spätere Verlobte Felice Bauer, seine Tagebucheintragungen und weitere Textzeugnisse forcieren die nahe Verwandtschaft zwischen Privatleben und Schriftstellerdasein. Erstmals schien sich der junge Autor seiner literarischen Fähigkeiten sicher zu sein. So schrieb er die Erzählung in nur einer einzigen Nacht nieder. „Nur so kann geschrieben werden“, vermerkte er in seinem Tagebuch, „nur in einem solchen Zusammenhang, mit solcher vollständigen Öffnung des Leibes und der Seele.“
Die Lesung wird kommentiert von Dr. Manuel Zink. Neben Kafkas eigenen Urteilen über seine Arbeit als Schriftsteller werden Aussagen von Freunden und Familienangehörigen vorgestellt und biografisch eingeordnet – nicht zuletzt in Beziehung zu jenem vielsagenden Ausspruch, mit dem der herrschsüchtige Vater in „Das Urteil“ den Sohn schuldig spricht: „Und darum wisse: Ich verurteile dich zum Tode des Ertrinkens!“