Innerhalb der Residenzen in Wolfenbüttel, Berlin, Dresden oder Kopenhagen lässt sich ein generationenübergreifendes, familiär-dynastisches Korrespondenznetzwerk rekonstruieren. Aufschlussreiche Details zum Briefverkehr in der Renaissance enthalten hunderte Originalbriefe im Landesarchiv Wolfenbüttel. Darin werden u.a. stattgefundene Reisen, der Kultur- und Wissenstransfer, diplomatische Aktivitäten von Fürstinnen zur Eheanbahnung oder die Ausbildung der fürstlichen Kinder am Hof thematisiert.
Medien der Kommunikation waren Privatbriefe, die das Fürstenpaar Julius und Hedwig von Braunschweig-Lüneburg seit seiner Verlobung schrieb. Zur Kontaktpflege im Korrespondenznetzwerk waren „Besuchsbriefe“ und Briefe zum Neuen Jahr üblich, an denen die Eltern der Herzogin, Kurfürst Joachim II. und Hedwig von Brandenburg oder Herzog Heinrich d.J. und Königin Dorothea von Dänemark beteiligt waren. Kulminationspunkte der schriftlichen Kommunikation mit Beiträgen vieler Personen sind Glückwünsche zu Geburten und Kondolenzbriefe. Autographe Privatbriefe und geheime Schreiben sind selten. Den größten Teil der Überlieferung bilden Briefe, die Schreibern diktiert, von Boten überbracht und die dann in der Kanzlei archiviert wurden. Später sichteten Archivare die Korrespondenzen, ordneten das historische Material neu und versahen Briefe von Fürstinnen mit der von ihnen definierten Kategorie „unbedeutend“.
PD Dr. Britta-Juliane Kruse studierte Ältere und Neuere deutsche Literatur, Kunstgeschichte und Klassische Archäologie in Bonn und Berlin. Sie promovierte und habilitierte an der FU Berlin. Seit 2008 ist sie Mitarbeiterin der Herzog August Bibliothek. Hier forschte sie vor allem zur handschriftlichen Überlieferung aus mittelalterlichen Frauenklöstern, zur Gelehrtenkultur und Sammlungspraxis der Universitätsbibliothek Helmstedt, zu medizinischen Rezepten und Selbstzeugnissen. Ihre Forschungsergebnisse publizierte sie in mehreren Monographien und diversen Aufsätzen.
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
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(Bildunterschrift: Anschrift eines Briefes an Herzog Julius von seinem Schwiegersohn Ernst Ludwig von Pommern-Wolgast, datiert 4.10.1577, mit Einträgen aus der fürstlichen Kanzlei. NLA WO, 1 Alt 24, Nr. 66.)