Seit dem frühen 19. Jahrhundert ist in den Bibliotheken des deutschen Sprachraums eine zunehmende Differenzierung des Sammlungsaufbaus zu beobachten, die sich in der Gründung von Sondersammlungen niederschlägt. Hierzu zählen nicht zuletzt Autographenkollektionen, die entscheidend zur Institutionalisierung der modernen Faszination für eigenhändige Schriftzeugnisse beitragen. Die Entstehungsgeschichte dieser Sammlungen liegt bisher jedoch weitgehend im Dunkeln. So konzentriert sich die einschlägige Literatur zum modernen Autographenwesen auf die Geschichte des privaten Sammelns und herausragende private Sammler:innen. Die kulturhistorische Forschung hat vor allem die Entstehung von Nachlässen sowie die Genese von Literaturarchiven in den Mittelpunkt gestellt. Die bibliotheksgeschichtlich orientierte Sammlungsforschung ist auf das Medium und Bibliotheksgut Buch fokussiert.

Vor diesem Hintergrund versteht sich der Vortrag als Auftakt zu einer Geschichte des Autographensammelns in Bibliotheken. Im Zentrum wird zum einen die Entstehung der Autographensammlungen an den fürstlichen Bibliotheken in Wien, Berlin und München stehen. Zum anderen soll die Geschichte der Autographensammlung von Wilhelm Dorow (1790–1845) nachgezeichnet werden. 1842 und damit nur zwei Jahre vor Gründung der nachmals berühmten „Sammlung Autographa“ an der Königlichen Bibliothek in Berlin bemüht sich Dorow um den Verkauf seiner Autographenkollektion an den preußischen Staat. Die überlieferten Gutachten führen dabei sowohl Differenzen als auch Synergien zwischen Praktiken des privaten und öffentlichen Sammelns von eigenhändigen Schriftzeugnissen in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts vor Augen.

Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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(Bildunterschrift: Wilhelm Dorow an Adelbert von Chamisso, 28.07.1836, Stabi Berlin, Nachl. Adelbert von Chamisso, K. 26, Nr. 66, Bl. 1r, http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0000FF1600000000)