27. (Kat.Nr. 64)
Tarquinius Schnellenberg: Experimenta Von Zwentzig
Pestilentz Wurtzeln/ unnd Kreutern/ wie sie alle ... für
Gifft und Pestilentz gebraucht mögen werden.
Frankfurt/M.: Rebart 1570. [63] Bl.; 8°.
Signatur: 109.9 Med. (2)
Kräuterbücher, die Aussehen, Standorte
und Nutzung von Pflanzen, meist in illustrierter Form darstellen,
zählten zu den beliebtesten Produkten des frühneuzeitlichen
Buchdrucks. Im Mittelpunkt stand die arzneiliche Nutzung der heimischen
Kräuter. Die starke Präsenz pestilentzischer Krankheiten
regte den Dortmunder Arzt Tarquinius Schnellenberg (Mitte 16.
Jh.) an, einen Extrakt aus den dickleibigen Kräuterbüchern
zu erstellen. In seinem "kleinen Kreuterbüchlein"
präsentierte er 20 Pflanzen, deren Wirksamkeit gegen die
Pestilentzen erprobt sei. Schnellenbergs Adressat war der "arme
gemeine mann"; deshalb habe er nur in "teutscher Nation"
wachsende Pflanzen ausgesucht. Auch die Beschreibung der Pflanzen
und die Angaben zu Rezepturen und Anwendungen sind auf ein Laienpublikum
ausgerichtet. Schnellenberg hatte den Geschmack des Publikums
getroffen: nach der Erstausgabe von 1546 erschien sein Pest-Kräuter-Buch
in manchem Jahrzehnt fast jährlich in einer neuen Ausgabe
und wurde über mehr als hundert Jahre noch gedruckt.
Aufgeschlagen: S. 52-53: "Von Wacholder".
Abbildung einer Wacholderpflanze mit ihren Früchten. Als
einfachste Anwendungsform wird empfohlen, die Beeren auf nüchternen
Magen zu essen, was den Menschen vor "böser lufft"
schützen sollte. Wacholderholz gebrannt und mit Wasser versetzt
soll als kalter Guß gegen die "bösen Grinde oder
Lepra" helfen. Der Pflanze schrieb man im Rahmen der Humorallehre
die Eigenschaften "warm und trocken" zu, mithin der
kalten Feuchte der pestilentzischen Erkrankungen entgegenwirkend.