21. (Kat.Nr. 43)
Johannes Lichtenberger: Die weissagunge Johannis
Lichtenbergers deudsch/ zugericht mit vleys. Wittenberg: Lufft.
1527. [72] Bl., Ill.; 4°.
Signatur: 121.1 Quod. (7)
Besonders verbreitet war die astrologische Erklärung
des Ursprungs der Syphilis - schon mit ihrem ersten Auftreten
in Europa kursierten verschiedene astrologische Interpretationen.
Einflußreich war die Prognose des Astrologen Paulus von
Middelburg (1445-1534), die Johannes Lichtenberger (-1503), Astrologe
am Hof Kaiser Friedrichs III., in einer 1488 gedruckten Prognosticatio,
hier gezeigt in einer späteren deutschen Ausgabe, aufgriff.
Lichtenberger nahm Paulus von Middelburgs Interpretation der Gestirnskonstellation
des Jahres 1484 zum Anlaß für eine großangelegte
Vorhersagung für die kommenden Jahre. Demnach sollte sich
am 25. November 1484 (um sechs Uhr vier Minuten nachmittags) eine
so ungünstige Konstellation zwischen Saturn, Jupiter und
Mars, ergeben haben, daß sich neben anderen "erschrecklich
ding [...] und viel zukunfftigs unglücke" (Bl. Div)
auch die Bedingungen für das Entstehen einer Seuche ergeben
sollten (Buch 3, Kap. 11: "Wie der hymlische einflus macht
habe [...] kranckheiten und sterben zu bringen"). Die Krankheit
sollte nach Middelburg alle Kennzeichen der beteiligten Gestirne
beinhalten. Lichtenbergers Vorhersage war sehr einflußreich
in Deutschland; auch Ulrich von Hutten griff sie auf: aufgrund
der Gestirnskonstellationen würden hartnäckige, auf
Veränderungen von Schleim und Galle beruhende Krankheiten
entstehen. Vor allem aus der Überhitzung der schwarzen Galle
entstünde eine Schärfe in den Säften, die an die
Körperoberfläche zu gelangen versuchte und dort die
Haut verätze und Geschwüre bilde.
Aufgeschlagen: Bl. Div: Holzschnittdarstellung
der ungünstigen Konstellation zwischen Jupiter und Saturn:
Im Zeichen des Skorpion bedroht Saturn Jupiter. Skorpion und Saturn
wurden von jeher ungünstige Eigenschaften zugeschrieben;
der Skorpion beherrschte das achte Haus, das den Tod vorhersagt.
In der Zodiakalmelothesie regiert er die Genitalien.