12. (Kat.Nr. 26)
Abraham a S. Clara: Mercks Wienn/ Das ist: Deß
wütenden Todts Ein umständige Beschreibung/ In Der berühmten
Haupt- und Käiserl. Residentz-Stadt in Oesterreich/ Im sechzehenhundert/
und neun und siebentzigsten Jahr.
Wien: Vivian 1680. [1] Bl., 192 [i.e. 200] S., Ill.; 8°.
Signatur: Lo 23 (1)
Der Prediger und Schriftsteller Abraham a Sancta
Clara (1644-1709) hatte den Pesteinbruch 1679/80 in Wien als Augenzeuge
miterlebt und umgehend seine Eindrücke in dem aufrüttelnden
Werk "Mercks Wien" niedergeschrieben. Es handelt sich
um eine Verbindung von Pestbeschreibung und Predigtsammlung mit
zahlreichen emblematischen Totentanzdarstellungen. Thematisiert
wird die Gleichheit der Menschen vor der Seuche. Hat doch der
"unhöfliche Tod [...] den Respect nicht gelehrnt, [...]
ihn nicht geübt" (S. 53) und macht keinen Unterschied,
wen er sich holt, ob Arme oder Reiche, Ungebildete oder Gelehrte,
selbst Geistliche. Jedoch - ein Merkmal menschlichen Verhaltens
meint der Geistliche als der Seuche zuträglich entlarven
zu können: die Angst. In ihr sieht er auch begründet,
daß "mehrigentheil dises Ubel das weibliche Geschlecht
verfolgt" (S. 54). Der gewaltige Eindruck der Pest führt
den Prediger zu seinem ersten größeren schriftstellerischen
Werk, von welchem noch im gleichen Jahr in rascher Folge neun
weitere Ausgaben erschienen, drei von ihnen sind in der Herzog
August Bibliothek vorhanden. Gezeigt wird der zweite Druck der
ersten Ausgabe.
Aufgeschlagen: Kupfertitel mit der Figur des Todes, im Hintergrund
die Stadt Wien.