Was für Veränderungen können in Insekten und Menschen vorgehen, wie läuft die Metamorphose zu einem neuen Wesen ab, wie wird aus einer Raupe ein Schmetterling? Eindrucksvolle Bilder erzählen vom Sinn und Ablauf der Metamorphose.
Im Mittelpunkt der Ausstellung standen vor allem die Insektenbücher Maria Sibylla Merians (1647-1717). Im Jahr 1705 erschien ihr sogenanntes Surinam-Buch, die „Metamorphosis insectorum Surinamensium“, mit 60 großformatigen Kupferstichen. Merian war eine außergewöhnliche Künstlerin und Forscherin, die Raupen, Schmetterlinge und deren Futterpflanzen sammelte, beobachtete und zeichnete. Ihre künstlerische Laufbahn begann sie mit der Fertigung von Blumenbildern. Diese Bilder wurden gewöhnlich mit Insektendarstellungen ausgeschmückt. Auf dieser Basis entwickelte Merian ihre für die damalige Zeit neuartige Darstellungsweise: Sie stellte Insekten mit ihrer vollständigen Metamorphose (Raupe, Puppe, Imago) jeweils zusammen mit der Pflanze dar, die der Raupe als Nahrung diente.
Metamorphose bedeutet allgemein einen Gestaltwandel oder eine Umwandlung. Das Thema ist für die Literatur und die bildende Kunst von großer Bedeutung. Die Ausstellung in der Herzog August Bibliothek wendete sich auch den Verwandlungen in Ovids Metamorphosen zu, in denen sich Menschen auf wunderbare Weise zu Pflanzen und Tieren umformen. Kaum ein Werk eines antiken Dichters hat in der europäischen Kunst und Literatur so deutliche Spuren hinterlassen wie die Dichtung des Ovid (43 v. Chr.-17/18 n. Chr.). In 15 Büchern, die die Zeit von der Weltentstehung bis zur Vergöttlichung des Julius Cäsar umfassen, wird von dem ständigen Wandel berichtet, dem alles Belebte und Unbelebte unterworfen ist, und von dem Anteil, den die Götter daran haben. Ihre Liebschaften und Intrigen bilden einen thematischen Schwerpunkt des Gedichtes. Der Einfluss, den die Metamorphosen seit dem Mittelalter bis in das Zeitalter des Barock und darüber hinaus auf die europäische Kultur ausgeübt haben, ist immens. Jahrhundertelang schöpften Literat*innen, bildende Künstler*innen und Musiker*innen den Stoff für ihre Werke aus den ovidschen Verwandlungssagen – dabei wurden ihre Motive im Kontext der jeweiligen Epoche mit immer neuen Bedeutungsschattierungen versehen.
Ein großer Teil der ausgestellten Objekte entstammt der Grafischen Sammlung der Herzog August Bibliothek, die bereits von den Herzögen Julius (1528-1589) und Heinrich Julius (1564-1613) gegründet wurde. Zunächst handelt es sich dabei um Grafikfolgen, Reihen von grafischen Blättern, die in Buchform gebunden ihren Platz in der Bibliothek fanden. Seit 2007 ist die Grafische Sammlung gemeinsam mit den Beständen des Kupferstichkabinetts des Herzog Anton Ulrich-Museums Braunschweig in großen Teilen über die Datenbank Virtuelles Kupferstich-kabinett online verfügbar.