herausgegeben von Nora Gädeke
Wolfenbütteler Forschungen Bd. 129
2012. 260 S. mit 7 s/w- und 2 Farbabb.
ISBN: 978-3-447-06624-2
Preis: € 69,-
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Der Universalgelehrte Leibniz war dienstlich am hannoverschen Hofe vorrangig mit Aufgaben aus dem Bereich der Historie betraut, insbesondere mit einer welfischen Hausgeschichte auf der Basis der sich entwickelnden Quellenkritik. Leibniz propagierte nicht nur kritische Quellenorientierung historischen Arbeitens, sondern trug mit umfangreichen Quellenpublikationen auch selbst dazu bei. Anders als mit der (postum veröffentlichten) Hausgeschichte war er mit seinen Editionen bereits zu Lebzeiten als Historiker in der Gelehrtenrepublik präsent. Dies spiegelt sich im Einsatz seines ausgedehnten Korrespondentennetzes zur Quellensuche wie in der Rezeption seiner Quellenwerke. Sie sind Teil der Frühgeschichte einer kritischen Geschichtswissenschaft; als (in einigen Teilen bis heute unersetzte) Editionen auch zentraler Quellen zur mittelalterlichen Geschichte (darunter manche editio princeps) gehören sie insbesondere zur Vorgeschichte der Mediävistik. Mediävisten und Leibnizforscher fanden sich im Oktober 2007 in der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel zu einem Arbeitsgespräch über dieses Thema zusammen, dessen Beiträge im vorliegenden Band veröffentlicht werden. Unter Konzentration auf eine hilfswissenschaftliche Perspektive stehen Quellenbegriff und -einsatz, Quellensammlung und -präsentation, die Kollektaneen im zeitgenössischen gelehrten Austausch und im höfischen Kontext sowie die Rezeption im Mittelpunkt. Neben der Veröffentlichung bislang unbekannten Aktenmaterials ist das Hauptergebnis die Feststellung mehrfacher Parallelen zwischen Leibniz’ Quellenbegriff und dem des 20./21. Jahrhunderts, der sich gerade in der Einbeziehung von erst in den letzten Jahrzehnten ‚entdeckten‘ Quellengattungen zeigt. In der Zeit der sich institutionalisierenden Mediävistik (über das 19. Jahrhundert hinweg) geriet das Schaffen des Historikers Leibniz so weit in Vergessenheit, dass seine Ergebnisse zum Teil neu erarbeitet wurden.